Ein kleines, aber feines Drechslertreffen am 07./08.09.2013 im Norden
Wenn man für einen Interessensbereich ein Netzwerk mit regelmäßigem Austausch und gemeinsamen Zusammenkünften initiiert, hat man in der Regel keine Vorstellung davon, wie sich so etwas entwickeln wird. Jetzt, nach 5 Jahren und immerhin 30 Treffen kann ich auch mit großer Freude für meinen Drechselfreund Heiner und mich sagen, dass unser Netzwerk lebt und Bestand hat. Wir haben bei unseren Treffen nicht nur geklönt und unsere Objekte präsentiert, sondern wir haben gemeinsam gedrechselt, durch Vorträge einzelner Mitglieder unser Wissen erweitert, interessante holzverarbeitende Betriebe besichtigt, waren bei verschiedenen Mitgliedern in deren Werkstatt zu Gast, haben unsere dänischen Nachbarn besucht und noch vieles mehr unternommen. Dadurch ist nicht nur der Kreis zusammen gewachsen sondern ich denke, dass sich durch diese Treffen auch das Wissen und die Fertigkeiten der einzelnen Stammtischmitglieder verbessert und erweitert haben. Damit haben sich der Grundgedanke und der tiefere Sinn eines solchen Netzwerkes im Laufe der Zeit nach und nach erfüllt.
Das hat uns bewogen, uns nach 5 Jahren internen Wirkens mit einer Jubiläumsveranstaltung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese sollte so gestaltet werden, dass wir mit einzelnen Mitgliedern unsere Arbeit vorstellen, aber auch mit einem bekannten Drechsler für unsere Gäste und für uns ein Highlight präsentieren. Durch interne Verbindungen zu Holger Graf erhielten wir von ihm auch eine prompte Zusage, für eine Drechselvorführung zu uns in den Norden zu kommen. Außerdem fanden sich 6 Mitglieder bereit, etwas von ihren Arbeiten an der Drechselbank zu zeigen und last but not least konnten wir den Holzkünstler Heiko Ehlert (www.drechselkunst.de) gewinnen, sich mit einer kleinen Ausstellung und Demonstration an der Drechselbank zu beteiligen. Zusätzlich sagte Werner Wolfrum (Fa. Maderas Drechseltechnik, Klinkrade www.drechseltechnik.de) spontan zu, mit einem Verkaufsstand das Treffen zu begleiten und außerdem eine große Drechselbank für die Vorführungen von Holger Graf zur Verfügung zu stellen. Ort der Veranstaltung würde das Betriebsgelände der Firma Holz-Schorisch in Wesseln (www.holz-schorisch.de) sein, mit denen wir von Anfang freundschaftlich verbunden sind.
Die Einladung zu unserem Treffen erfolgte über persönliche Mitteilungen an jeden einzelnen im Drechslerforum (www.drechslerforum.de) angemeldeten Drechsler im Norden und über eine allgemeine Ankündigung in unserer Foren-Rubrik. Die Reaktion auf die Einladungen war enttäuschend, obwohl auch unsere Ankündigung mehr als 2000-mal angeklickt wurde. Heute noch hängen in den Postausgängen der im Orga-Team beteiligten Mitglieder etliche Einladungen, die nicht einmal abgerufen wurden. So konnten wir also nur hoffen, dass sich doch noch genügend Drechsler auf den Weg machen würden, um unsere Bemühungen für ein interessantes Treffen mit ihrem Besuch zu belohnen.
Leider war dann aber auch die Zahl der Besucher überschaubar geblieben. Am Tag zuvor hatten wir die Halle für das Treffen hergerichtet. Die große Drechselbank wurde im Hintergrund platziert und zusätzlich Video- und Tonequipment installiert. Damit konnten die Vorführungen von allen Besuchern von den davor aufgestellten Sitzbänken verfolgt und so verhindert werden, dass nur diejenigen etwas sehen, die sich um die Maschine herum drängen. Des Weiteren waren 6 Arbeitsinseln aufgebaut worden, an denen die vorführenden Stammtischmitglieder arbeiten würden,und Werner Wolfrum hatte seinen Stand mit Drechselwerkzeugen und Zubehör aufgestellt. Nach einer kurzen Begrüßung um 11:00 Uhr durch Randolf und die Hausherrin Frau Möller-Gross begann Holger Graf mit seiner ersten Demonstration, dem Ausdrehen eines Hohlgefäßes. Er hatte dazu ein frisches Stück Kirschholz auf die Bank gespannt und erläuterte seine einzelnen Arbeitsschritte, die dann in sicherer und gekonnter Weise ausgeführt wurden. Über die einzelnen Arbeitsschritte hinaus ging er aber auch auf die Faserverläufe im Holz und die dafür erforderlichen Schnitttechniken ein. Dabei erläuterte er die Handhabung verschiedener Ausdrehwerkzeuge, führte dies entsprechend vor und letztendlich kamen auch Fehler bei der Bearbeitung und deren Vermeidung nicht zu kurz. Auch auf Fragen aus dem Publikum ging Holger Graf ein, so wie die nach der Umdrehungsgeschwindigkeit beim Drechseln oder Methoden der Trocknung eines aus frischem Holz gedrechselten Hohlgefäßes.
Nachdem die gewünschte Tiefe des Gefäßes erreicht war, wurde die äußere Form herausgearbeitet und das Gefäß abgestochen. Der auf der Planscheibe verbliebene Rohling diente dann als Negativform für die restliche Bearbeitung der Außenseite des Gefäßes, dieses sicher gehalten von einem Körner mit Druckring. Anstatt die Außenseite zu schleifen, strukturierte Holger Graf diese mit einem Mini Spiralling Tool. Anschließend wurde an der Unterseite der Standfuß sauber herausgearbeitet und nach dem Ausspannen das restliche Holzstückchen entfernt. Dies alles wurde bis zum Schluss mit klaren und eingängigen Erläuterungen begleitet, so dass es nicht nur für Neulinge sondern für alle Zuhörer eine interessante Lehrstunde war, aus der jeder etwas mitnehmen konnte.
Nach der Vorführung von Holger Graf waren die Arbeitsinseln besetzt, an denen die Mitglieder des Stammtisches einen kleinen Ausschnitt ihrer Arbeiten und deren Herstellungstechniken zeigten. Es waren dies die Herstellung von Druckstöcken und von Fingerringen. Es wurden Objekte mit einer entsprechenden Einrichtung kopiert, Ringe für die Aufnahme von Achatscheiben und verschiedene Kreisel hergestellt. Eine Besonderheit war das selten gezeigte Ornamental Turning und das Fräsen von Spiralen, und auch das freihändige Drechseln von Kugeln wurde interessiert beobachtet. Dabei entstanden anregende Fachgespräche über viele Bereiche unseres Hobbys, und die einzelnen Arbeitsinseln waren je nach Interessenslage der Besucher unterschiedlich frequentiert.
Auch die Verpflegung kam nicht zu kurz. Die von fleißigen Händen geschmierten Brötchen und der frische Kaffee wurden zwischendurch gern angenommen. Zu Mittag schmeckte der leckere Kartoffelsalat mit Würstchen, und das Stück Kuchen am Nachmittag tat ein Übriges, um die Besucher zu verwöhnen. Am Nachmittag startete dann die zweite Vorführung von Holger Graf. Dieses Mal war es eine kleine Dose aus abgelagerter Kirsche mit einem Deckel aus Grenadille. Auch diese Vorführung lief ab wie am Vormittag mit ausführlichen Erläuterungen, gekonnter Werkzeugführung und sauber heraus gearbeitetem Endergebnis. Der Nachmittag klang dann mit weiteren Vorführungen und interessanten Fachgesprächen aus.
Der Sonntagmorgen war den Stammtischmitgliedern vorbehalten, die bis auf wenige abgemeldete vollzählig erschienen waren. Zur Überraschung von Heiner und Randolf ergriff aber zu Beginn der Veranstaltung Sönke Rusch das Wort und bedankte sich im Namen des Stammtisches in launigen Worten, in denen er die vergangenen 5 Jahre Revue passieren ließ, bei beiden für die geleistete Arbeit. Ein Präsent an beide in Form eines getöpferten Tellers und ein Blumenstrauß für ihre Ehefrauen bildeten die äußeren Zeichen der Anerkennung. Das war eine gelungene Überraschung, für die sich beide herzlich bei den Anwesenden bedankten.
In der anschließenden Vorführung wollte Holger Graf eine Querholzschale aus frisch geschlagenem Kirschholz herstellen. Auch diese Vorführung lief in der gleichen Art ab wie am Samstag. Da die meisten Mitglieder am Vortag nicht anwesend waren, erläuterte er noch einmal anschaulich seine Arbeitsweise und führte sie entsprechend vor. Auch die Handhabung der Werkzeuge bei den verschiedenen Faserverläufen und andere Kniffe und Tipps kamen dabei nicht zu kurz. Diese tiefe Schale wurde wieder von innen und außen fertig gestellt, von außen ebenfalls strukturiert und nach dem Abstechen mit Hilfe einer Negativform zu Ende bearbeitet.
Nach Abschluss der Vorführung war die Halle für Publikum für ein öffentliches Schaudrechseln an den einzelnen Arbeitsinseln geöffnet. In dem Gewerbegebiet, zu dem auch die Fa. Schorisch gehört, war ab Mittag verkaufsoffener Sonntag, so dass mit viel Publikum zu rechnen war. Die Halle war dann auch bald mit interessierten Zuschauern gut gefüllt, die die Vorführungen an den einzelnen Arbeitsinseln aufmerksam verfolgten. Dabei entwickelten sich gute Gespräche und dass das eine oder andere Stück dann seinen Besitzer wechselte, war durchaus beabsichtigt. Leider schlug das Wetter im Laufe des Nachmittags um, so dass die Veranstaltung früher als geplant zu Ende ging.
Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich die Mühe der Organisatoren hinsichtlich der Ausgestaltung der Jubiläumsveranstaltung gelohnt hat. Die Besucher waren sehr zufrieden mit allem, was dort geboten wurde und sparten nicht mit Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit. Auch dass wir uns als Vorführer den durch seine Kurse in der Drechselstube Neckarsteinach und durch das DrechslerMagazin bekannten Drechslermeister Holger Graf „geleistet haben“ , wie einer hinterher per Mail schrieb, fand durchweg große Anerkennung. Nicht zu vergessen Werner Wolfrum mit seiner Firma Maderas, der zu dem Gelingen der Veranstaltung beitrug und natürlich die Fa. Holz-Schorisch, ohne die die Veranstaltung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Bis zum nächsten Mal werden wir überlegen, was wir besser machen können. Aber dafür haben wir ja mindestens 5 Jahre Zeit.