4 Stammtischmitglieder besuchten einen Hutkurs in Dänemark
Es ist sicherlich für jeden Drechsler eine Herausforderung, dünnwandige Objekte anzufertigen, deren Wandstärke ca. 2 – 3 mm beträgt. Dieser Herausforderung stellten sich an einem Wochenende Mitte Mai 4 Mitglieder unseres Stammtisches beim Besuch eines Hutkurses bei Per Sepstrup (www.kreativtraedrejning.dk) im dänischen Bogense. Entstanden war die Idee hierfür beim Besuch von Per bei unserem Januarstammtisch.
In seinem Vortrag über die Drechselszene bei unseren dänischen Nachbarn und in den Gesprächen mit ihm führte er zu seinen eigenen Aktivitäten u. a. aus, dass er Drechselkurse mit unterschiedlichen Kursinhalten gibt. In jedem Jahr sind auch mehrere Kurse dabei, in denen Hüte gedrechselt werden. Erworben hat Per die entsprechenden Fertigkeiten hierfür bei dem Erfinder des Hutdrechselns, Johannes Michelsen aus Vermont, USA, der ursprünglich aus Kopenhagen stammt und in Dänemark solche Kurse durchführte.
Bei entsprechender Beteiligung von unserer Seite war Per bereit, auch mit uns einen solchen Kurs durchzuführen. Die Interessenten hierfür waren mit Thomas Diers, Heiner Hellmann, Stefan Wiemer und mir schnell gefunden und so nahm ich Kontakt mit Per wegen der Organisation eines solchen Kurses auf. Zu veranschlagen für einen Hutkurs sind 3 Tage und so vereinbarten wir hierfür das Wochenende 13. – 15. Mai. Meine Frau und ich würden mit unserem Womo dort hinfahren und für die anderen 3 wurde eine Unterkunft in einem B & B in der Nähe von Pers Resthof gebucht.
Pünktlich am Freitag, dem 13.05. (für uns kein Tag des Aberglaubens!) fanden wir uns in Pers Werkstatt ein. Überrascht waren wir zunächst von der Ausstattung dort mit 5 Vicmarc VL 300, einer Vicmarc VL 100 und einer Nova. Dazu weitere Holzbearbeitungsmaschinen, Werkzeugschleifer und ausreichend Drechselwerkzeuge und Zubehör für jeden Arbeitsplatz. Neben der Werkstatt befindet sich Pers Galerie, in der seine Objekte ausgestellt sind. Hier fanden sich natürlich Hüte in verschiedenster Ausführung, aber auch fein gearbeitete Schalen und Teller sowie diverse andere Objekte, siehe hierzu die Fotos bzw. Pers Homepage.
Per würde den Kurs nicht allein mit uns durchführen sondern sein Drechselfreund Erik Mikkelsen (http://erikmikkelsen.vpweb.dk/) stand ihm zur Seite. Wie Per scherzhaft bemerkte, würde Erik zwar nicht sehr gut deutsch sprechen, aber dafür sehr gut drechseln, was wir in den 3 Tagen zur Genüge feststellen konnten. Begrüßt wurden wir auch von Pers Frau Tove, die uns zu Beginn eine Erfrischung reichte und uns in den Kurstagen mit herzlicher dänischer Gastlichkeit umsorgte. Am ersten Tag war die Herstellung eines kleinen Hutes geplant, um uns in die grundsätzlichen Arbeitsschritte einzuführen. Gründe hierfür waren vor allem, uns an maßhaltiges Arbeiten zu gewöhnen und uns an das dünnwandige Ausdrechseln der Objekte heran zu führen.
Erik zeigte uns die ersten Arbeitsschritte, bis wir dann jeder unseren nassen Ahornklotz mit einer Schraube im 4-Backenfutter (bei größeren Hüten mit Planscheibe) auf der Bank befestigten und bei langsamer Geschwindigkeit anfingen, diesen rund zu schruppen. So näherten wir uns dann Schritt für Schritt mit Vorführen durch Erik und eigenem Nacharbeiten dem groben Umriss der äußeren Form des ersten Hutes. Aufgespannt war der Hut zu diesem Zeitpunkt noch an der Unterseite, um den genauen Umfang der Krempe herauszuarbeiten. Auf der anderen Seite wurde ein Rezess für die Aufnahme im 4-Backenfutter hergestellt und der Klotz dann umgespannt. Damit der Klotz immer genau zentrisch bleibt, wurde er bei jedem Umspannen erst mit der bisherigen Aufnahme (Planscheibe, 4-Backenfutter) auf einem mitlaufenden Körner in den Reitstock eingesetzt und dann auf die Spindel aufgeschraubt. Nach einer vorsichtigen Prüfung des Rundlaufes wurde dann die bisherige Aufnahme entfernt.
Jetzt konnte die Unterseite des Hutes genau Plan gedreht und ein Rezess für das 4-Backenfutter eingearbeitet werden. Außerdem wurde die Ausgangsbreite der Krempe festgelegt und diese im ersten Drittel leicht angeschrägt. Danach wurde erneut umgespannt, die Ausgangsbreite der Krempe und die genaue Außenform des Hutes heraus gearbeitet. Hierfür war häufiges Nachmessen erforderlich, um das vorgesehene Hutmaß zu erhalten. Nach Fertigstellung der Außenform und einem Zwischenschliff erfolgte ein weiteres Umspannen. Wichtig zu erwähnen ist, dass dies alles natürlich eine ganze Zeit in Anspruch nahm und zwischendurch Pausen für Essen und Erfrischungen eingelegt wurden. Vor jeder Pause musste das Holz auf der Bank mit Wasser besprüht und mit einer Plastiktüte umwickelt werden, damit es nicht zu schnell trocknete und anfing zu reißen.
Beginnend mit der Krempe ging es dann Zentimeter für Zentimeter an das Ausarbeiten des inneren Hutes. Dabei wurde eine Lampe gegen den Hut gerichtet und soweit gedrechselt, bis das Licht in einer bestimmten Farbe das Holz durchdringen konnte. Wichtig zu wissen ist, dass das Licht Hirnholz besser durchdringt als Langholz und sich beim Ausarbeiten insofern die Lichtfarbe vom Bereich der Krempe zum Inneren des Hutes hin verändert. Auch das schrittweise Ausarbeiten ist wichtig, weil bei zu großen Schritten das Holz anfängt zu flattern und dann nicht mehr sauber zu bearbeiten ist. Bei diesen Arbeiten wurde der Tanzmeister ein wichtiges Hilfsmittel, weil trotz des Lichtes ein ständiges Nachmessen der Wandung erforderlich war, um die gewünschte Stärke von 2 – 3 mm zu erhalten. Hierbei waren Erik und Per ständig bei uns, um uns Mut zu machen und zu ermuntern, das Eisen immer noch einmal anzusetzen, um mit feinsten Spänen das Ergebnis zu verbessern und die Wandung weiter auszudünnen. Bei kniffligen Stellen übernahmen sie natürlich auch selbst mal die Eisen, um diese nachzuarbeiten oder zu vollenden.
Nachdem das Innere des Hutes fertig gestellt war, wurde er auf ein selbst gebautes Lampenfutter umgespannt, um den Kopf zu vollenden. Dabei wurde der Rezess nach und nach soweit abgedreht, bis die Wandung die entsprechende Lichtfarbe annahm. Ein Nachmessen war jetzt nicht mehr möglich, so dass nur ganz vorsichtig gearbeitet werden und mit leichtem Drücken auf den Kopf geprüft werden konnte, ob noch eine weitere Spanabnahme erforderlich war. Der Umfang des Rezesses wurde dabei soweit verkleinert, dass der Rest durchstochen oder abgesägt werden und der kleine Holzstumpf mit einem Beitel oder Schleifpapier entfernt werden konnte.
Damit war unser erster Hut fast vollendet. Er wurde abschließend in ein kleines Gestellt gespannt, um die Form zu erhalten und die Krempe zum Schutz gegen eventuelles Reißen in Holzfaserrichtung mit Klebestreifen gesichert. In Querrichtung wurde ein Gummi über den Hut gespannt (s. Fotos), damit beim Trocknen die gewünschte Verformung der Krempe erfolgt und jetzt konnte er 48 Stunden ruhen, um langsam durchzutrocknen.
Der erste interessante aber auch anstrengende Kurstag klang mit einem von Tove zubereiteten schmackhaften Abendessen im gemütlichen Esszimmer und bei Kaffee und anregenden Gesprächen in der Sitzecke vor dem Kamin aus. Dabei wurde dänisch und deutsch durcheinander geredet, es wurden kleine und große Begebenheiten, nicht nur übers Drechseln, von diesseits und jenseits der Grenze beleuchtet und es wurde viel gelacht.
Am zweiten Tag sollte dann der erste große Hut hergestellt werden, und zwar ein Cowboyhut. Dazu wurde zunächst von jedem der Kopf quer und längs gemessen, die gemessenen Werte multipliziert und durch 2 geteilt. Dazu wurden 6 mm als Ausgangswert für die Wandstärke und 8 mm als Erfahrungswert für die Schrumpfung des Holzes hinzugerechnet. Dann konnte es losgehen. Der Klotz, der dieses Mal auf die Bank gespannt wurde, war natürlich deutlich größer und schwerer und umso vorsichtiger ging zunächst das Schruppen vonstatten. Als der Klotz rund war, schlug Erik vor, einen Ring abzustechen, den man dann später als Rahmen für einen Spiegel oder anderes verarbeiten konnte. Hierzu verwendete er einen großen Abstecher (s. Fotos), mit dem er seitlich und von vorn einen entsprechenden Einstich herstellte. Nach kurzer Zeit löste sich dann ein Ring vom Klotz.
Die Arbeitsschritte beim großen Hut waren die gleichen wie beim kleinen. Aufgrund der Übung vom Vortag gingen diese jedoch deutlich schneller und besser von der Hand. Mit der üblichen Hilfe bei den schwierigen Stellen durch Per und Erik hatten dann alle am Abend ihren ersten großen Hut gedrechselt. Das Einspannen für die Trocknung erfolgte dieses Mal in größeren, von uns vorbereiteten Trockengestellen, bei denen man mit einer Gewindestange und Flügelmutter die Hüte auf die erforderliche Breite pressen konnte. Die Krempe wurde, wie zuvor auch, in Längsrichtung der Fasern mit Klebeband gesichert und in Querrichtung mit Gummis überspannt. Bereits am nächsten Tag zeigte sich dann schon eine schöne Wölbung der Krempe und die Hüte konnten erforderlichenfalls nochmals nachgespannt werden.
Auch dieser Tag klang wie der vorherige mit einem schönen Abendessen und klönen und lachen am Kamin aus. Am dritten Tag sollte dann jeder einen weiteren Hut seiner Wahl herstellen. Heiner und Thomas entschieden sich für einen Bowler, Stefan für ein Ball-Cap und ich für einen Zylinder. Am späten Nachmittag lachten dann die stolzen Hutbesitzer und ihre Kursleiter mit den Ergebnissen der drei Tage auf dem großen Spänehaufen für ein Abschlussfoto in die Kamera. Einig waren sich alle, dass es erlebnis- und lehrreiche Kurstage waren, deren Erfolg nicht zuletzt dem drechslerischen Können von Per und Erik zu verdanken war und der ruhigen Art, in der sie uns anleiteten und führten. Zur guten Stimmung beigetragen hat aber auch die liebevolle Betreuung von Tove, die immer zur rechten Zeit mit ihren Erfrischungen und Essenspausen für die notwendige Erholung sorgte. Mit handfesten Ergebnissen und schönen Erlebnissen im Gepäck wurde die Heimreise angetreten.
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