Stammtisch in der Ole Schriewerie in Nordhastedt
Aufgrund unvorhergesehener terminlicher Überschneidung war eine kurzfristige Verlegung des Tagungsortes erforderlich geworden, so dass der Stammtisch in der Ole Schriewerie in Nordhastedt stattfand. Thema dieses Treffens war die Herstellung von Kreiseln, für das sich Sönke Rusch zur Verfügung gestellt hatte.
Um dem Thema den notwenigen zeitlichen Raum zu geben wurde das Kaffeetrinken an den Anfang gestellt. Der vergangene September bot wie alljährlich eine ganze Reihe von Veranstaltungen für uns Drechsler, so dass das Kaffeetrinken zusätzlich für kurze Berichte von den Veranstaltungsbesuchen genutzt werden konnte. Es waren das Open House bei Nagel in Hamburg, die Drechseltage bei Schulte in Meppen, die Dithmarscher Kohltage und die Open Door bei Maderas. Zusätzlich gab es einen kurzen Bericht über den Besuch eines Drechselkurses mit dem über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Drechsler Hans Weißflog in der Drechselstube Neckarsteinach.
Wer glaubt, die Herstellung eines Kreisels gehört in die ersten Lehrstunden eines Drechseleleven, wurde anschließend von Sönke ganz schnell eines Besseren belehrt. Mit einer kurzweiligen Rückschau, wie er bereits als Junge erste Bekanntschaft mit Kreiseln machte und dann als Lehrer mit dem Basteln von einfachen Kreiseln Schüler für den Werkunterricht begeistern konnte, führte er uns in das Thema ein. Für Kreisel gibt es eine einfache Gesetzmäßigkeit. Ein Kreisel läuft umso länger, je höher die Anfangsdrehgeschwindigkeit ist, er eine große Masse aufweist und diese (bezogen auf die Kreiselgröße) einen großen Abstand von der Drehachse hat.
Um einen Kreisel in Bewegung zu setzen, gibt es verschiedene Antriebsmöglichkeiten: die Finger, die Hände und den Schnurzug. Das ist auch das wesentliche Unterscheidungsmerkmal für die Kreisel, wobei auch die Kreiselgröße hinsichtlich des Antriebs nicht unwesentlich ist. Für die verschiedenen Kreiselarten hatte Sönke diverse Beispiele mitgebracht (s. Fotos). Bei den Fingerkreiseln waren es u. a. kleine Edelholzkreisel, Kopfstandkreisel, Würfelkreisel; bei den Zweihandkreiseln u. a. eine Kreiselscheibe aus Holz bzw. aus Metall; bei den Schnurzugkreiseln ein Peitschenkreisel, ein Ufo-Kreisel und mehrere Abzugskreisel, teilweise mit Pfeifton bei entsprechender Drehgeschwindigkeit. Ein Unikum stellen die keltischen Wackelsteine und die Ellipsoide dar. Vielen sicherlich unbekannt waren auch die Kreiselspiele, bei denen sich der Kreisel auf dem Grund einer kleinen Schale dreht. Hierbei erfolgt die Drehung jedoch nicht auf einer Spitze, sondern auf einem abgerundeten Vierkant. Dieser schleudert die Kugeln zum Rand der Schale in Mulden, die mit Punktzahlen versehen sind. Die Punktzahlen der von Kugeln besetzten Mulden entscheiden dann über den erreichten Spielstand.
Aber nicht nur Kreisel hatte Sönke mitgebracht, sondern auch eine ganze Reihe seiner überwiegend selbst hergestellten Spannmöglichkeiten und Vorrichtungen für die Bearbeitung. Diese waren von ihm mit Akribie und Präzision überwiegend aus Holz gefertigt. Auch seinen Bohr-Fräsständer hatte er dabei. Für diesen hatte er eine Vorrichtung gebaut, mit der das Gerät auf der Drehbank eingesetzt werden kann und mit dem er z. B. seine Körbchenkreisel mit innen stehender Pyramide fertigt. Außerdem stellt er für seine Arbeitsvorgänge Skizzen und technische Zeichnungen her und fotografiert die einzelnen Arbeitsschritte. Dadurch sind zum Teil umfangreiche Arbeitsunterlagen entstanden. Diese werden zusätzlich von ihm auf dem PC in einer Power-Point Präsentation gespeichert. Eine Druckversion wiederum dient als gebundene Arbeitsmappe dem schnellen Nachschlagen bei der Arbeit, insbesondere wenn die Herstellung eines Kreisels schon längere Zeit zurück liegt. Die Arbeitsmappen beeindruckten durch ihren Umfang und die Präzision und Klarheit der Darstellung, wovon sich die Teilnehmer bei der Einsichtnahme überzeugen konnten.
Der Umfang und die Vielseitigkeit des Themas haben sicherlich alle überrascht. Für die etwaige weitere Beschäftigung mit dem Thema gab Sönke noch 3 Buchempfehlungen: Renée Holler – Kreisel; Peter Puster – Spielkreisel und Don Olney – Das kleine Kreiselbuch. Außerdem gibt es verschiedene Internetseiten, die sich mit Kreiseln beschäftigen. Für weitere Info’s zu den Büchern und den Webseiten gibt Sönke gern Auskunft.