Stammtisch am 07.07.2018 in Friedrichstadt
Unser Sommerstammtisch fand wie auch in den letzten Jahren wieder im Tischlereimuseum in Friedrichstadt statt. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, beim Eintritt in die Werkstatträume in eine vergangene Zeit einzutauchen und den noch heute vorhandenen Geruch von Holz, Leim und den damaligen Mitteln zur Oberflächenbehandlung in der Nase zu spüren. In der Zeit gab es für die groben Arbeiten zwar schon Maschinen. Die Feinarbeit erfolgte aber überwiegend mit der Hand und das Endprodukt war das Ergebnis aus Erfahrung, Können und Wissen des Tischlermeisters.
Oberflächenbehandlung war dann auch ein Thema des Treffens. Des Weiteren ging es um das Stabilisieren und Trocknen von Holz. Auf dieses Thema hatte sich Ulli vorbereitet und einige Dinge zur Anschauung mitgebracht. Zunächst ging es um die Holztrocknung. Ulli hat sich auf die Herstellung von Schreibgeräten spezialisiert und bezog sich bei seinem Vortrag auch im Wesentlichen auf das Trocknen von Pen Blanks. Seine Methode lässt sich aber natürlich auch bei Hölzern für andere Zwecke anwenden.
Mitgebracht hatte er eine mittelgroße mit Deckel fest verschließbare Tonne aus Plastik. In diese hat er Silikat Katzenstreu eingefüllt und darauf liegen seine Pen Blanks. Das Katzenstreu entzieht dem Holz auf schonende Weise die Feuchtigkeit bis auf unter 10%. Entnommen werden Blanks erst unmittelbar vor der Verarbeitung, so dass eine Rissbildung bei den Schreibgeräten vermieden wird.
Eine weitere Methode ist das Auffüllen der Holzporen mit Öl oder Epoxid Harz. Hierfür verwendet Ulli einen handelsüblichen Kochtopf mit glattem Rand, auf den eine ca. 20 mm dicke Acrylglasscheibe aufgelegt wird. Auf dieser Scheibe befinden sich ein Manometer zur Druckmessung und eine handelsübliche Vakuumpumpe (Conrad: Vakuumpumpe norgren), die über entsprechende Leitungen und Ventile mittels Luftstrom aus einem Kompressor ein Vakuum im Topf erzeugt (Venturi-Effekt).
In den Topf wird ein mit Walnussöl und einigen Pen Blanks gefülltes Gefäß gestellt. Sobald das Vakuum entsteht, bilden sich Blasen auf dem Öl, es verdrängt die Wasseranteile, zieht ins Holz ein und konserviert bzw. stabilisiert so das Holz. Der Vorgang ist abgeschlossen, wenn die Blasenbildung aufhört. Danach kann wieder Luft zugeführt werden um den Deckel zu entfernen. Ein Blank wurde anschließenden zur Demonstration aufgesägt um die Durchdringung mit dem Öl zu zeigen. Mit Epoxi läuft der Vorgang ähnlich ab, dauert allerdings erheblich länger und wurde deshalb nur angesprochen.
Nach einer kurzen Kaffeepause führte Heiner dann eine Oberflächenbehandlung anhand eines Stils für eine Fliegenklatsche vor. Nach dem Schleifen des Stils wurde dieser mit einer Mischung aus 80% Stearin und 20% Bienenwachs eingerieben, die gekocht eine weiße Paste ergibt und aus der nach dem Auftragen eine grifffeste Oberfläche entsteht. Anschließend zeigten Randolf und Heiner an einem Stück Langholz und einer Stirnholzfläche kurz die Anwendung des Spiralling Tools und des Chatter Tools. Aus zeitlichen Gründen musste es bei einer kurzen Demonstration bleiben. Mit längerer Übung können sicherlich sehr interessante und ansprechende Ergebnisse erzielt werden. Dies ist auf Videos zu sehen, die man bei Eingabe der beiden Begriffe Im Internet findet und in denen die Handhabung ausführlich gezeigt wird.
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