Bei unserem Märzstammtisch waren wir zu Gast in der Zimmerei Claußen in Nindorf b. Meldorf. Das Treffen in Werkstatträumen ist für uns als Holzwerker immer attraktiv. Es ermöglicht zum einen den Einblick in die tägliche Arbeit heimischer Handwerker. Zum anderen sagt die Ausstattung einer Tischler- oder Zimmererwerkstatt mit ihren Maschinen und Werkzeugen viel über das Angebot und den Leistungsumfang eines Betriebes aus. Nicht zuletzt hat gerade die technische Seite einer Werkstatt ihren besonderen Reiz, weil sie Anlass zu Diskussionen und Gesprächen über die Verwendungsmöglichkeiten entsprechender Geräte auch in der eigenen Werkstatt bietet.
Unser Thema war dieses Mal Nassholzdrechseln, was für einige offenbar neu war. Ich gehe deshalb etwas ausführlicher auf einige grundsätzliche Dinge ein, auf die ich auch beim Treffen hingewiesen hatte. Die Verarbeitung von feuchtem Holz ist angenehm, weil es nicht staubt und sich in der Regel sehr gut bis auf wenige Millimeter Stärke schneiden lässt. So sind dünnwandige Kelche, Schalen, Windlichter oder andere Hohlgefäße möglich. Der Nachteil ist, dass sich das Holz in diesem Zustand nicht oder nur schlecht schleifen lässt, weil sich das Schleifmaterial sofort zusetzt.
Auch muss beim fliegend Drechseln vor dem Einspannen ins Futter ein von der Rinde befreiter Zapfen angedreht werden. Bleibt die Rinde am Holz, löst sie sich vom Splintholz ab und das eingespannte Stück lockert sich. Aber auch auf den Zapfen gespannt muss das zu bearbeitende Stück von Zeit zu Zeit nachgespannt werden, weil der Saft durch den Pressdruck des Futters ausfließt und den Zapfenumfang vermindert. Der Saft selbst wird durch die Rotation auf die Maschine, den Drechsler und die Umgebung geschleudert. Entsprechende Arbeitskleidung und eine Schutzbrille sind deshalb notwendig. Aber auch die Maschine muss nach der Arbeit gründlich gesäubert und eingeölt werden, um die Rostbildung zu vermeiden.
Werden größere Objekte gedrechselt, die eine längere Bearbeitungszeit benötigen, sollten diese bei Arbeitspausen in Plastik, Frischhaltefolie o. ä. eingeschlagen werden. Dadurch kann die Feuchtigkeit nicht entweichen und die Rissbildung wird vermieden. Auch ein zwischenzeitliches Einsprühen mit klarem Wasser kann – sofern die Trocknung während der Arbeit bereits einsetzt - hilfreich sein. Für die Trocknung von aus frischem Holz gedrechselten Objekten gibt es diverse Methoden. Ich persönlich bevorzuge das Trocknen in einem Karton mit den Spänen, die beim Drechseln des Objekts angefallen sind (dabei auf Schimmelbildung achten). Danach wiege ich das Objekt in Abständen oder messe die Feuchtigkeit. Bei gleichbleibendem Gewicht oder einer Holzfeuchte von unter 15% ist das Objekt durchgetrocknet.
Für die praktische Arbeit hatte Heiner Aststücke von einer Ende v. J. geschlagenen Birke mitgebracht. Als Einstieg in die Nassholzbearbeitung sollten hieraus ein kleiner Kelch und ein Windlicht möglichst dünnwandig hergestellt werden (s. Fotos) und der Stieldurchmesser des Kelchs unter 6 mm liegen. Das Windlicht wird zudem am Boden durchbohrt um die Spannungen des Hirnholzes beim Trocknen zu vermindern. Für die praktische Arbeit standen 3 Maschinen zur Verfügung, wobei an zweien zunächst die einzelnen Arbeitsschritte vorgeführt wurden. Danach stellten sich einzelne Teilnehmer an die Maschinen, um mit sachkundiger Unterstützung entsprechende Objekte herzustellen.
Unterbrochen wurde die praktische Arbeit durch ein gemeinsames Kaffeetrinken mit einem leckeren Kuchenbuffet, das Fiete und Bernd auf die Beine gestellt hatten und bei dem auch noch einige organisatorische Dinge bekannt gegeben wurden. Besonders gefreut haben wir uns über den Besuch von Wilhelm Feindt nebst einem Drechselfreund vom Stammtisch Weser/Elbe sowie Günther Pahl aus Neustadt a. Rbg..